Reisetagebuch 2001
Seite 1
Vorgeschichte
Da wir noch nie in Afrika unterwegs waren, machten
wir uns wohl auch mehr Sorgen und Gedanken als die anderen aus unserer Gruppe.
Was würde uns dort erwarten?, Sind die Menschen dort freundlich? (man hört ja
immer wieder von Überfällen aus dieser "Gegend"...), Wie sind die Kontrollen an der
Grenze? (ist man der Willkür der Grenzer machtlos ausgeliefert?), Kommen wir mit
Englisch überhaupt weiter (es war
ja lange verboten worden!), Wie sieht es mit der Versorgung im Land überhaupt
aus? Gibt es dort sauberes Wasser?......und, und, und.......
Wir blickten dieser Tour sehr skeptisch entgegen. Jedes mal, wenn wir wieder eine negative Meldung aus dem Internet oder anderen Quellen erfuhren sagten wir: "Nein danke, das müssen wir nicht haben! Wir fahren woanders hin." Doch mit der Zeit siegte die Neugierde auf dieses Land und wir sagten uns immer wieder: "Es wird schon schief gehen! Rene und Yvonne fahren sogar mit ihren beiden Kindern dort hin und haben keine Bedenken....."
Nach dem Anschlag am 11.September 2001 auf das World Trade
Center in der USA versuchten uns alle möglichen Leute noch verrückter zu
machen, als wir eh' schon waren.
Aber
genau das war der Knackpunkt ! Überall wurde vom "Schurkenstaat"
Libyen gesprochen und das Muammar al-Kadhafi mit den Afghanen unter einer Decke
stecken würde. Er würde Terroristen ausbilden lassen und auch beherbergen.
Warum sollte er ?
Es stellte sich nämlich immer mehr heraus, das es
meistens diejenigen waren, die bedenken verlauten ließen, die sowieso nur als
"Pauschal-Tourist" an den nächsten Pool gekarrt werden oder solche,
für die alle afrikanischen Staaten "in einen Sack" gehören......
Wir hörten uns deren Bedenken und Ängste an und dachten uns unseren Teil dazu.
Wir wollten nicht mehr darüber diskutieren, warum wir nach Libyen fahren oder
warum wir es besser lassen sollten.
Alles was fremd ist, ist auch irgendwo unheimlich und je mehr
"Märchen" man verarbeiten muss, desto schwieriger wird es seine
eigene Phantasie zu zügeln.
Am Ende der Reiseberichte von Rita Terjung steht folgender Spruch von Samuel Jonnson , der mir bei unseren Reisezweifeln nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte:
Der Sinn des Reisens besteht darin,
unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren.
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte,
sehen wir sie, wie sie ist.
1.Vorbereitungen
Wir besorgten uns erst einmal diverse Reisebücher:
- Libyen von Gerhard Göttler erschienen im REISE Know-How Verlag
- Pistenbeschreibungen in Libyen von Frithjof Ohin AMR Verlag / Jörgen
Hohenstein
- Reiseerlebnisse in Libyen 1996 - 1999 von Rita Terjung AMR Verlag / Jörgen
Hohenstein
- Kauderwelsch Band2 Ägyptisch-Arabisch REISE Know-How Verlag
- als Straßen-Karte leistete uns die Michelin Karte 953 "North
and West Afrika" gute Dienste. Die neuen Karten vom REISE Know-How
Verlag war bei unserer Abreise leider noch nicht
erschienen....
Im Internet unter http://www.fit-for-travel.de/Reisemedizin/reiseziele/
informierten wir uns über diverse Schutzimpfungen. Wir ließen uns nur gegen
Hepatitis A und B impfen.
Des weiteren informierten wir uns beim Auswärtigen Amt über die aktuelle Situation in Libyen. http://www.auswaertiges-amt.de/
Wir mussten neue Reisepässe beantragen, die dann an das "Reisebüro unseres Vertrauens" (Abenteuer - und Erlebnisreisen, Andre Kreidel, in Köln) weitergereicht wurden. Andre kümmerte sich um den Übersetzungsstempel und das notwendige Visum, so das wir damit keine Probleme hatten.
Über SARI TRAVEL & TOURISM, Tripolis konnte Andre uns in
letzter Minute noch eine "Einladung" zukommen lassen, die jetzt
anscheinend ein Muss bei der Einreise nach Libyen darstellt.
Dafür bezahlten wir:
Einladung für das Libyen Visum pro
Person
45US$
Einreisepapiere (libysche Kennz., Carnet, Versicherung etc.) pro Wohnmobil
250US$
Abholung u. Buchungsbestätigung pro
Person
45US$
sowie Leistungen von Saro-Expedition in Rosenheim pro
Person
30DM
Für die Fähre von Genua nach Tunis bezahlten wir für 2Personen mit dem Hanomag in einer 4-Bett Außenkabine DU/WC 1.672 DM.
Einen internationalen Führerschein haben wir nicht benötigt. Unser nationaler Führerschein und Fahrzeugschein war immer ausreichend gewesen. Unsere grüne Versicherungskarte war auch für Tunesien gültig (manche müssen diese erst gültig schreiben lassen!).
Zusätzlich zu unserem GPS hatten wir uns einen normalen Kompass zugelegt. Wir wussten nicht ob man mit dem GPS einreisen darf oder nicht.
Geld umtauschen ist weder für Tunesien noch für Libyen hier in Deutschland möglich. Es gibt allerdings Banken, die ausnahmen machen! Also ruhig einmal nachfragen. Wir tauschten einen kleinen Betrag in US$ und auf dem Schwarzmarkt in Tunesien tauschten wir DM in Libysche Dinar.
Reisetagebuch 2001
Libyen
vom 26.09.2001 bis 28.10.2001
Mittwoch, 26.09.2001
Abfahrt: 05.30h
Strecke: Langenfeld, Kelkheim, Basel (CH), Caldreiro (I)
Gesamte km: 873 km
Zeit: 20.00h
Schon reichlich früh sind wir unterwegs. Es ist sehr nebelig und erst ab 07.00h
wird es langsam hell und die "Gespenster" der Nacht verziehen sich und
lassen die ersten zaghaften Sonnerstrahlen sehen.
Um 8.15h erreichen wir Kelkheim. Pit & Karin sowie Uwe treten schon etwas
nervös von einem auf den anderen Fuß. Auch sie wollen nun endlich los !
Bevor wir jedoch die Autobahn erreichen, werden wir noch einmal in dicke Nebelschwaden
"eingepackt". Eine letzte "Umarmung" vom kommenden Herbst
?!
Also nichts wie ab in die Sonne und nach:
AFRIKA!!
Erste Pause um 10.00h! Alle Knochen einmal strecken und weiter
geht's.
Kurz vor der Ausfahrt Baden - Baden (2.000m) stecken wir um 11.15h im
Verkehrsstau. Über den Nachrichtensender erfahren wir von einem schweren Unfall
mit brennendem LKW. 6km Stau und Vollsperrung der Autobahn sind die Folge.
Um 11.45h entscheiden wir uns (wie schon etliche LKWs und PkWs vor uns!!)
einige Meter zurück zu setzen und über die Ausfahrt der Raststädte die
Autobahn in Richtung Landstraße zu verlassen. Somit haben wir um 12.15h die
nächste Autobahnauffahrt erreicht und wieder freie Fahrt.
Um 15.00h erreichen wir den Grenzübergang Basel ( CH ).
Da wir mit dem Hanomag zum "Schwerlastverkehr" zählen (über 3,5t)
müssen wir uns für 32,50 SFr (ca.44,83DM) eine 10-er Karte kaufen. Das
bezahlen mit Visa - Card war kein Problem.
Nach 20 Minuten war alles erledigt und wir konnten ohne große Kontrolle die
Grenze passieren.
Um 20.00h bleiben wir auf dem letzten großen Rastplatz vor der Grenze in Caldreiro stehen. Endlich Feierabend!
Donnerstag, 27.09.2001
Abfahrt: 06.00h
Streck: Caldreiro (I), Genua
Gesamte km: 135km
Zeit: 9.52h
Erste Tat am frühen Morgen: Den heutigen Tag und das Datum in die 10-er Karte eintragen!
Straßengebühren in Italien konnten alle mit der Visa- Card bezahlt werden.
Insgesamt waren es 20.000 Lire!
Um 9.52h erreichen wir den Hafen von Genua.
Jetzt werden erst einmal die ersten Infos nach Hause gesendet, damit sich keiner
Sorgen macht.
Anschließend müssen wir pro Person diese rosa Karte ausfüllen:
Familienname
Mädchenname
Vorname
Geburtsdatum
Geburtsort
Nationalität
Beruf
kompl. Adresse
Grenze von - nach / Abfahrtshafen
Datum
Unterschrift
Es ist ein herrlich, schöner, warmer Tag.
Noch sind nicht viele Reisende im Hafen angekommen, doch es füllt sich
stetig.
Gegen 11.00h erreichen auch Inge & Werner und
Günter & Elfi (Landrover Discovery plus Wohnwagen) den Hafen. Es ist wie immer
ein großes "Hallo!!!" und es wird viel erzählt.
Inge & Werner kennen wir von vielen Treffen und auch deren Reisegewohnheiten sind uns
nicht ganz unbekannt. Im Frühjahr waren sie mit ihrem Peugeot - Wohnmobil erst 8 Wochen in Syrien und Ägypten
unterwegs.
Günter & Elfi dagegen kannten wir überhaupt noch nicht. Wir wussten nur,
dass sie Freunde von Inge & Werner sind. Allerdings fanden wir es schon sehr
ungewöhnlich, das sie sich mit einem Wohnwagengespann in die Wüste wagen.
Der gefürchtete Ansturm auf die Fähre blieb aus.
Um 15.00h sollte wir auslaufen, doch um 12.00h war noch kein Schiff in Sicht.
Wir unterhielten uns mit den anderen Mitreisenden und stellten fest, das wir
wohl die Einzigen sind, die weiter nach Libyen fahren. Die meisten wollten durch
Tunesien reisen und einige wenige weiter nach Algerien.
Gegen 13.00h läuft die Fähre M/S "King of Scandinavia" in den Hafen
von Genua ein und während die ersten Fahrgäste den Bauch des Schiffes
verlassen, gehen wir mit unseren Reisepässen und der rosa - Karte zur "Polizia".
Dort wurden Pass und Karte gestempelt und wir durften als
"registriert" an Board.
Das Beladen ging sehr schnell und bei der Einfahrt auf das
Schiff wurde unsere rosa - Karte wieder eingezogen.
Laut Board - Carte haben wir die Zimmer Nr. 7204. Doch an der Information wurde
uns ein neues Zimmer zugeteilt (Nr. 5264) welches dummerweise schon belegt
war... Also erhielten wir abermals eine neue Kabine mit der Nr. 5220! Das Zimmer
war Ok.
Nach dem ersten Erkundungsgang rund um das Schiff kamen wir wieder an der
Information vorbei. Dort hatte man uns in der Zwischenzeit 4 verschiedene
Formulare zurecht gelegt, die wir ausfüllen sollten.
Das erste Formular wird pro Person benötigt und später
geteilt:
Nachname
Vorname
Mädchenname
Geburts - Datum und Ort
Nationalität
Beruf
Reisepassnummer
Personalausweisnummer ( für uns uninteressant!)
Ausstellungsdatum und Ort
Reise von....../nach.......
komplette Adresse
Nachname und Vorname
Mädchenname
Geburts - Datum und Ort
Nationalität
Adresse in Tunesien (hier: Rundreise / Camping )
Reisepassnummer
Personalausweisnummer ( für uns uninteressant!)
Ausstellungsdatum und Ort
Das zweite Formular mussten wir für unser Fahrzeug ausfüllen:
Auch das dritte Formular brauchten wir für unser Fahrzeug:
Name, Vorname und Adresse
1.Reisegeselschaft / 2.Tag der Einreise/ 3. Reisepassnr./ 4.Personalausweisnr.
1.Hersteller(Marke)/ 2.Art(hier:Wohnmobiel)/ 3.
Typenbezeichnung/ 4.PS
1.Hubraum/ 2.Fahrgestellnr./ 3.Tag der Zulassung/ 4. Kfz-Kennzeichen
Unterschrift
Beim vierten und letzten Formular handelte es sich um ein DIN A4 Blatt mit der Aufschrift:
"LISTE DES EFFETS IMPORTES"
Dieses brauchten wir nicht auszufüllen, da wir als Touristen und nicht als Händler nach Tunesien einreisen wollten.
Nachdem wir in "Gruppenarbeit" alle Dokumente
ausgefüllt hatten, gingen wir zu dem tunesischen Beamten der für die "Registrierung"
der einreisenden Personen zuständig war.
Hier wurden unsere Reisepässe, die "Personen - Karten" sowie das "weiße Auto Dokument
/ Fiche" mit Stempel versehen.
Bewaffnet mit allen Karten, Pässen und Unterlagen, ging es nun eine Etage
tiefer zur nächsten Registrierung.
Während man sich "oben " um die Personen bemühte, war man
"unten" für die Fahrzeuge und deren Führer zuständig.
Reisepass, Fahrzeugschein, der "Fiche" und das "blaue "
Formular wurden genau studiert und gestempelt. Nur mit "Hanomag"
konnte man hier nichts anfangen und das Geburtsjahr des selbigen (nämlich 1968)
war für den Computer ein echtes Problem.
Man einigte sich unter der Kollegen der Zollbehörde (?) darauf, das ein Auto nicht älter als Bj.
1980 sein kann und gab uns die Papiere zurück.
Obwohl die Fähre tatsächlich pünktlich um 15.00h abgelegt hat
und wir schon um 17.30h angefangen haben uns durch den französischen
Sprachenwald zu quälen, war es bereits 20.30h, bis wir alles erledigt hatten.
Im Selbstbedienungs-Restaurante war kaum noch was los. Doch wir hatten Hunger. Es gab
nur noch lauwarme: Hähnchenkeulen mit Kartoffeln, Bohnen und Möhren sowie 1
kaltes Bier ( für uns das
letzte in diesem Urlaub!) für ca. 14 DM. Da wir keine Franz. France hatten
bezahlten wir mit Visa - Card.
Mittlerweile ist es 22.00h geworden und ich liege im Bett unserer Kabine
und versuche das "Erlebte" fest zuhalten.
Es ist so vieles passiert, und man muss erst einmal versuchen alle Gedanken zu
ordnen.
Doch eins werden wir so schnell nicht vergessen:
Das Gesicht des jungen Beamten, als er "Hanomag" Bj.1968 las und damit
überhaupt nichts anzufangen wusste und als Pit & Karin direkt nach uns dran
waren nur noch lächelte, mit dem Kopf schüttelte und meinte:" Hanomag ?!-
Noch einer?" Von da an musste er jedes mal lachen, wenn er uns an Bord traf.
Auch er wird uns wahrscheinlich nicht so schnell vergessen.
Auch sonst waren wir von der Freundlichkeit der Beamten und des Personals sehr
angenehm überrascht. Alle waren sehr nett und zuvorkommend.
Freitag, 28.09.2001
Abfahrt: 15.45h
Strecke: Hafen von La Goulette (Tunesien), Autobahnrastplatz vor Enfida
Gesamte km: 95km
Ende: ca.17.30h
Nach dem wir heute bis 8.00h geschlafen und anschließend lau / kalt
geduscht haben, gingen wir hoch in das SB-Restaurante wo wir uns mit den anderen
zum Frühstück verabredet hatten. Für 4DM bekamen wir 1 Croissant, 1Stückchen
Butter etwas Marmelade und eine Tasse Kaffee, in der der Löffel "stecken
blieb".
Anschließend setzten wir uns oben auf das Deck und ließen uns von der Sonne
verwöhnen.
Gegen 13.15h erreichen wir den Hafen von Tunesien
auf dem afrikanischen Kontinent.
Da die Fähre nicht einmal bis zur Hälfte voll beladen war, hatten wir die
Zollabfertigung schnell hinter uns.
In der ersten Halle wurden unsere Pässe kontrolliert und aus dem ganzen Packen
Papiere, nahm sich der "Kontrolleur" die für ihn wichtigen heraus und
gab uns den Rest zurück. Hier tauschten wir auch die ersten DM in Tunesische
Dinar (1DT = 1,53DM/ 1DM = 0,65DT). In der nächsten Halle zeigten wir abermals
unsere Pässe, gaben wieder alle Papiere ab, man schaute kurz in unser Auto
hinein und wir bekamen die Papiere wieder ausgehändigt. Dann konnten wir auch
diese Halle verlassen.
Draußen standen abermals zwei Kontrolleure, die jeweils ein Papier zwischen den
Pässen für sich in Anspruch nahmen, so das wir am Ende nur die Bescheinigung
für unseren "Hanomag Bj.1980" übrig behielten. Alles in allem waren
wir keine 3/4 Stunde im Zoll und um 14.00h versammelten wir uns draußen auf dem
Parkplatz um den verbleibenden Tag zu planen.
Vom Hafen in La Goulette geht es um 15.45hh
weiter, geradeaus durch den ersten Kreisverkehr! Auf dem Deich fahren wir
weiter in Richtung Sousse. Der Wegweiser steht so ungünstig unter einer Brücke
versteckt, das wir ihn fast übersehen hätten. Hier biegen wir links ab und
von da an nur noch geradeaus.
Irgendwo auf der Autobahn müssen wir dann an einer Kontrollstelle die
Autobahngebühr in Höhe von 1,600DT entrichten, bevor wir passieren dürfen.
Das Wetter ist super. Während wir inzwischen den ersten Sonnenbrand zu
verzeichnen haben, meldet die "Deutschewelle" 14C° in
Deutschland......und wir werden Morgen die kurzen Hosen auspacke.
Es ist für uns ein sonderbares Gefühl hier zu sein. Alles ist so unwirklich und fremd. Kamele, Esel, Schafe, Ziegen, Hühner Kakteenhecken und blühende Oleanderbüsche soweit das Auge reicht. Flache trockene Felder und überall freundlich winkende Mensche, die sich freuen, wenn man auch nur zwei, drei Worte mit ihnen spricht. Es ist wie in einem Film....
Für diese Nacht stellen wir uns auf einem
Parkplatz an der Autobahn.
Zuvor hatten wir noch getankt. 1l Diesel
kostet hier 0,635DM. Unser Hano hat übrigens mit dem "neuen" Motor
nur noch einen Verbrauch von 13,3 l!!!
Samstag,
29.09.2001
Abfahrt: 7.40h
Strecke: Autobahnrastplatz vor Enfida, Kairouan, Gabes, Medenine
Gesamte km: 382km
Ende: 16.30h
Es sind bereits 26C° aber bedeckt. An der
Ausfahrt nach Enfida biegen wir rechts ab und erreichen die nächsten Autobahn
Zahlstelle. Laut Anzeigentafel sollen wir 1,300DT bezahlen. Wir geben 2DT und
erhalten 2,400DT zurück, mit den Worten: "Pour le Colleg !" und in
Richtung Pit's davon fahrenden Hanomag zeigend. Wie sich später herausstellt,
hatte Pit ihm 3DT gegeben und ist gefahren.....
Wir halten auf Kairouan zu und fahren anschließend weiter nach Gabes. Unterwegs
passieren wir unendlich lange, mit Früchten vollbeladene Kakteenhecken. Dann
kommen wir an großen Flächen mit saftig grünen, kleinen Paprika - Pflanzen
vorbei. Alle vollbeladen mit roten Schoten. Diese Schoten werden zum trocknen
aufgereiht und an den Hauswänden aufgehängt. Auf einem "Paprika -
Märktchen" machen wir dann auch kurz halt.
Schon kurz vor Gabes sahen wir die ersten
"Winker" mit dicken Geldschein-Bündeln am Straßenrand stehen. Beim
dritten haben wir dann unser Glück versucht. Für 100DM wurden uns 65 Libysche
Dinar geboten, was uns als viel zuwenig erschien. Wir wollten 110 - 120 DL
erreichen. Allerdings hatten wir noch nicht den neuen Reiseführer von Göttler gelesen....Inzwischen kann man (laut dessen Angaben) froh sein, wenn man 70 DL
bekommt. Der offizielle Kurs sei derzeit sogar noch besser als der
Schwarzmarktkurs und soll bei 75 DL liegen. Wir waren alle etwas ratlos, und
wussten nicht was wir nun tun sollten.
Morgen werden wir noch einmal unser Glück versuchen und hoffen auf den letzten
70km noch den ein oder anderen Händler zu finden.
Um 16.30h und 382km ist unsere Tagesetappe
geschafft und wir stellen uns auf einen etwas von der Straße zurückliegenden
LKW - Parkplatz.
Einige lästige Kinder wollten unbedingt "Geschenke" von uns
haben, was wir überhaupt nicht einsehen wollten. Ständig standen sie neben
unseren Tischen und sagten: "Gado, Gado !" oder "Stylo, Stylo
!"....bis Jürgen einmal etwas lauter wurde.... Von da an hatten wir Ruhe.
Sonntag,
30.09.2001
Abfahrt: 7.15h / 28C°
Strecke: Medenine, Ben Guerdane / Libysche Grenze, Zuara, Sabrata
Gesamte km: 103km
Ende: 17.25h
Offiziell ist schwarz tauchen und die Einfuhr
von Libyschen Dinar verboten. Da aber in allen Reiseführen geschrieben steht,
wie kompliziert das wechseln im Land ist und das der Schwarzmarkt geduldet wird,
sehen wir nicht ein, warum wir nicht auch in Tunesien schwarz tauschen sollten.
An der Grenze fällt für uns der Pflichtumtausch (für Nummernschilder,
Versicherung etc.) weg, da wir bereits über Sari - Travel alles bezahlt
haben.
Nach harten Verhandlungen tauschen wir dann am Straßenrand alle zusammen 1000DM
und erhielten so für 100DM = 70 DL.
Der Zoll in Tunesien war total easy. Wir durften
an allen wartenden vorbei fahren. Es ist etwas peinlich,
wenn man sieht, wie viele dort in der Schlange stehen und auf ihre Abfertigung
warten, während man als zu letzt ankommendes Fahrzeug einfach bis ganz nach
vorne durchfährt. Anscheinend hat man für diesen Zweck eine separate
"Touristen - Spur" eröffnet.
Unser "Hano" wurde wieder aus dem Pass ausgetragen und wir mussten den
"Fiche" abgeben. Somit waren wir schon um 9.35h / nach 95km an der
Grenze zu Libyen .
Die Libysche Grenze
Hier mussten wir nun den Libyern erklären, das
wir auf eine Person von Sari Travel warten müssen, die für uns die Zoll und
Grenzformalitäten erledigen würde. Wir wurden auf eine separaten Spur
gestellt.
Gegen 10.30h erschien ein Mr. Nashi von Sari Travel, sammelte alle Pässe und
grünen Versicherungskarten ein und verschwand. Gegen 12.45h kam ein Beamter mit
unseren Pässen zurück und erklärte uns: "Mr. Nashi kommt in 15
Min." Aus diesen 15Min. wurden dann 1 1/2 Std. . Doch dann ging alles recht
schnell. Mr. Nashi erschien mit den Schildern unterm Arm (alle frisch
gepresst...) und verteilte diese mit diversen Papieren. Die alten Schilder
wurden demontiert und statt dessen die neuen Libyschen montiert. Alles unter den
wachsamen Augen der Zöllner. Diese waren von Pit's Akkubohrmaschine geradezu
fasziniert.
Anschließend wurde die Grenze für uns kurzfristig wieder freigehalten und
unsere Fahrzeuge wurden kontrolliert. Wir wurden gefragt nach GPS- Geräten, Fernseher, Videokamera und Whisky. Wir gaben
nur unsere Videokamera an. Da wir nicht wussten, ob GPS-Geräte verboten
sind oder nur im Pass eingetragen werden, gaben wir dieses
nicht an. Es wurde in jeden Schrank geschaut aber nichts herausgezogen oder durchsucht. Dann wurde die Grenze wieder für die normale Abfertigung
freigegeben und wir gingen mit den Pässen hinter Mr. Nashi her um die Videokamera eintragen zu lassen.
Die Halle lag etwas abseits und die Beamten hatten nicht so den rechten Trieb
sich bei der Hitze zu bewegen und fingen an herum zu flachsen, was unseren Mr.
Nashi etwas nervös machte. Nach dem alle ihre Videokameras in die Pässe
eingetragen hatten, war es bereits 15.00h und Mr. Nashi hatte deswegen ein
schlechtes Gewissen.
Als wir zum Abschluss noch Geld wechseln wollten, erklärte man uns, das dies
nur mit US$ möglich sei.
Uwe als Einzelreisender hatte nun Mr. Nashi im "Gepäck" und zusammen verließen wir um 15.30h die Grenze in
Richtung Zuara. Der Mann wollte dort von uns abgesetzt werden. Von hieraus
wurden wir von drei anderen jungen Männern noch bis nach Sabrata zum Parkplatz vor der Ausgrabungsstätte
des römischen Theaters gebracht. Diesen erreichten wir um 17.25h nach 103km.
Spät am Abend kam noch einmal der "schwarze
Mann" vorbei. Wir hatten ihn schon an der Grenze flüchtig kennen gelernt
und wussten nur noch nicht so recht, was er mit Sari Travel und Mr. Nashi zu tun
hatte. Er sprach nur sehr schlecht englisch. Doch so wie es aussah, wollte er
uns morgen den Dreieckstempel besorgen und für uns Geld wechseln.
Kaum war er weg, erschienen zwei uns total fremde Männer, die sagten sie seien
von Sari Travel und wollten unsere Guides in Sabrata und Leptis Magna sein. Wie
sagten, wir wüssten noch gar nicht, wo wir morgen hinfahren würden. Doch der
Mann der sich Salem nannte, wollte unsere genaue Reiseroute wissen. Wir
erzählten ihm irgend etwas und er zog zufrieden ab.
Es war alles etwas suspekt und eigenartig. Hatten wir jetzt tatsächlich für
die ganzen vier Wochen einen "Schatten "hinter uns herlaufen...?
Warten wir's ab!