Reisetagebuch 1999

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Einmal Island und nie wieder.....

Seit 1993 sind wir nun schon das vierte mal in Island unterwegs. Die ersten beide Male mit den Motorrädern und anschließend mit dem Hanomag. Wir werden oft gefragt: "Warum den gerade Island?" Wir wissen es nicht. Vielleicht weil Island noch etwas hat, was viele andere Länder nicht mehr haben: den Reiz des unberührten und einzigartigen. Island wird von jedem anders "empfunden". Nach dem ersten Island Urlaub wollte ich mit diesem Land nichts mehr zu tun haben. Zu oft hatte es mich in meine Grenzen gewiesen, mich in den "Dreck" geworfen und mich an den Rande eines Nervenzusammenbruchs getrieben... Es gibt einen Spruch, der sagt: "Einmal Island und nie wieder! .... oder immer wieder...". Doch nun möchten wir Euch einladen mit uns vier Wochen im Hanomag AL-28 durch Island zu reisen und wünschen Euch viel Spaß beim lesen.                                                      

 Donnerstag, 15 Juli

Um 21.30h starten wir vom Düsseldorfer Flughafen aus endlich in Richtung Island. Mit dabei sind - wie schon im letzten Jahr: - Lutz, Günter und Brit. Pit und Karin sowie "Baumi" (der eigentlich Uwe heißt) fahren das erste mal mit uns durch Island. Brit aus Norwegen werden wir eine Woche später in Keflavik abholen. Nach 3 Stunden erreichen wir den Flughafen von Keflavik um 22.50h Ortszeit. Mit dem Flybus geht's dann zum Gästehaus Björk und ab in die Falle...

Freitag, 16 Juli

Nach einem guten Frühstück geht's zum Zollhafen. Unsere Hanomags scharren schon vor Ungeduld mit den Rädern...- nur Baumis Ducato weiß noch nicht so recht was er davon halten soll....! Nachdem wir unsere Dieselsteuer (ca.450DM) für die vier Wochen bezahlt und einige Formulare ausgefüllt haben, bekommen wir unsere Autos ausgehändigt. An der Tankstelle wird erst einmal Diesel gebunkert und weiter geht's zum Lebensmittel - Großeinkauf in den Nächsten Hagkauf. Am Kleifarvatn beziehen wir unser altes Domizil und räumen erst einmal alles um, Kontrollieren unsere Fahrzeuge und bereiten alles für die große Tour vor. Das Wetter hält sich. Obwohl es recht frisch und windig ist macht einem die "Kälte" hier nicht so zu schaffen wie in unseren Breitengraden. Ganz langsam sind wir wieder Zuhause: in Island!

Samstag, 17 Juli

Als ich um 6.ooh das erstemal wach werde, scheint die Sonne am Ende des Kleifarvatn. Ein schönes Bild ! Rund her um die hohen Berge die sich in der Wasseroberfläche spiegeln und überall der feine schwarze Sand. Nur die Kräuselung der Wasseroberfläche lässt schon den kalten Wind, der von den Berghängen herunter bläst erahnen. Als wir uns dann aus unseren Schlafsäcken pellen und gemütlich frühstücken ist die Temperatur noch immer bei +12C°. Zugegebenermaßen ein wenig frisch! Gegen 9.00h machen wir uns über die "1" auf in Richtung Akranes zum 4X4 Offroad Rennen. Die Tunnelstrecke nach Akranes haben wir auch in diesem Jahr gemieden und wählten statt dessen den längeren aber schöneren "Land-Außen-Weg". Auf dem Gelände des 4X4 Offroad - Clubs war nichts von Veranstaltung zu hören oder zu sehen und an der Tankstelle erfuhren wir dann: "Die war doch schon vor zwei Wochen". Toll !! Wir waren begeistert!! Am Laxfoss machen wir eine kurze Mittagspause und genießen die Sonne. Über die "54" geht es anschließend rüber auf die Snæfellsnes Halbinsel. Hier befindet sich die Lavahöhle Gullborgarhellir die mit ihren Tropfsteinen als die schönste des Landes gilt und nur mit Erlaubnis vom Bauernhof Heggstaðir betreten werden darf. Erlaubnis und Wegbeschreibung auf isländisch erhalten und Höhle gesucht. Nach ca.40 Minuten Wanderung und Untersuchung der verschiedensten Höhlensysteme fanden wir dann endlich die richtige. Eigentlich gar nicht zu übersehen, wenn man weiß wonach man suchen muss. Die Höhle ist wirklich sehenswert, aber man braucht gute Taschenlampen und gute Wanderschuhe. Zurück zum Parkplatz und weiter geht es über die "54" in Richtung Stakkhamar wo wir einen schönen Platz zur Nacht am Meer suchten. Doch leider führte der Weg durch das gesperrte Schwemmland so das wir nun auf einer Art, Schrottplatz stehen....! Im Hintergrund liegt majestätisch der Snæfellsjökull mit Schneehaube und im Vordergrund brennt wie immer unser Grill !

Sonntag, 18 Juli

Wir werden von der Sonne geweckt! Es ist ein wunderschöner Tag und man hat einen Wolkenfreien Blick auf den Snæfellsjökull. Wir verlassen unsere "Abraumhalde" und kehren zurück zur "54" und dann auf die "574"der wir bis Hellnar folgen wo Tausende von Seevögeln in den Felsnischen ihre Nester gebaut haben. Es ist schon toll diesen Luftakrobaten bei ihren Landemanövern zu beobachten. Von hier aus geht es weiter nach Malarrif, dem südlichsten Punkt der Halbinsel mit Leuchtturm und den zwei Felszinnen Lóndrangar. In Dritvík besuchten wir dann noch den alten, versandeten Hafen mit seinem schwarzen Kiesel Strand Djúpalónssandur und der Tröllakirkja (Trollkirche), die jedoch nur bei Ebbe zu erreichen ist. Durch den Gatklettur, ein Felsenloch auf dem Weg zum Strand kann man auf den Snæfellsnes blicken. Das Wetter meint es wirklich gut mit uns und wir fürchten schon den ersten Sonnenstich zu bekommen - und das in Island! Gegen Mittag machen wir uns auf den Rückweg bis zur Auffahrt über die Fróðárheiði , der Passstraße über den Snæfellsnes nach Ólafsvík. Die Hanos haben schwer zu schuften bevor sie den steilen Anstieg überwunden haben. Rechts und links der Straße liegen noch viele Schneefelder und die Strecke ist eine typische Loch an Loch Piste. Umfährt man das eine, kann man sicher sein in die nächsten zwei Löcher zu rattern. Die Abfahrt ist nicht weniger steil und endete erst einmal in Grundarfjörður wo wir Diesel und Wasser nachtankten und den heißen Bremsen eine Pause gönnen. Unterwegs haben wir dem Wettertroll wohl zu sehr unsere Schweißperlen gezeigt, den es wird auf einmal kalt und beginnt zu regnen. Eine dicke geschlossene Wolkendecke versammelt sich am Gebirgsrand. Wir fahren weiter bis zur "60". Von hier aus machen wir etliche Abstecher in die kleinen Seitenstraßen um einen lauschigen Platz für die Nacht zu finden, aber immer ohne Erfolg. Erst am Fluss finden wir dann in einer Senke einen netten Platz.

Montag, 19 Juli

Nachdem es in der Nacht tüchtig geregnet hatte, war es uns zu kalt um draußen zu frühstücken. Obwohl sich die Sonne schon wieder sehen lässt sind es nur knappe 10 C°. Unser Ziel für heute ist der Dynjandi - auch Fjallfoss genannt - in den Westfjorden. Vor uns liegen knapp 220 km. Die Umfahrung der einzelnen "Finger" kostet viel Zeit und Geduld. Die "60" führt uns fast immer dicht entlang der Küste, und teilweise steil bergauf und bergab über ständig wechselnde Straßenbeläge. Begleitet werden wir von einem strahlend blauen, Wolkenfreien Himmel und Sonne, Sonne, Sonne.....In Eyri nutzten Jürgen und Pit dann auch sogleich das schöne Wetter für ein Bad am Wasserfall - die Wahnsinnigen!! Trotz des schönen Sommerwetters verließen beide als "Mädchen" den Flusslauf. War wohl doch nicht so warm?! Auf der Dynjandisheiði (500m),- der Hochebene oberhalb vom Foss - liegt noch viel Schnee, aber unten in der Senke ist es erstaunlich warm und windstill. Schon um 17.00h erreichen wir den Dynjandi Foss und haben somit noch genügend Zeit um kleinere Wartungen an den Autos durch zu führen. Während die anderen schrauben oder faulenzen gehe ich in der Umgebung spazieren und suche geeignete Fotomotive. Dabei währe ich fast in das Nest einer Ente getreten. Doch auf einmal rannte ein sehr schwer verletzt aussehender Vogel vor mir weg: schreiend, humpelnd und mit hängenden Flügeln!! So lockte mich die "Scheinverletzte" von ihrem Nest und den 4 Eiern weg.

Dienstag, 20 Juli

Nachdem wir gestern Abend hin und her gerechnet haben , wann die Flut am Felsentor sein müsste, fahren wir schon um 8.00h vom Dynjandi los. Die isländischen Wetter - Gurus meinen es gut mit uns und lassen wieder die Sonne scheinen. Dies wird unser zweiter Versuch das Felsentor bei Wasser - Hochstand zu durchfahren. Doch alles rechnen war umsonst. Noch dazu sieht die Strecke aus als wäre sie aufgeschüttet worden, denn das Wasser ist weit, weit entfernt....Also machen wir unsere "Frust Fotos" und fahren bald weiter. Nach dem Strand mit den Kinderkopf großen, runden Steinen geht es steil bergauf. Die schmalen Serpentinen haben an reizen nicht verloren und sogar der weiße Hengst vom letzten Jahr steht wieder hoch erhobenen Hauptes auf der Wiese und beobachtet unseren Konvoi misstrauisch. Nach dem Leuchtturm fährt man lange oberhalb des Fjordes am Berg entlang, bis man dann endlich in Þingeyri ankommt. Da Pit ständig Luft aus seinem rechten Vorderrad verliert, lässt er den Reifen in der Werkstatt flicken. Unsereins macht sich in der Zwischenzeit über eine Portion Pommes mit Hambugara her. Während wir uns das fettige Zeug einverleiben stürzt draußen ein unvorsichtiger Isländer beim streichen der Lampenpfosten von seinem selbst gebauten Podest aus Müllsäcken und Leiter so unglücklich, das Notarzt und Krankenwagen gerufen werden müssen. Sein verdrehter Fuß war keine Augenweide und beim Einrenken ergriffen wir schnellstens die Flucht. Übrigens war unser Hambugara so teuer wie Pit's Reifenreparatur (1495 IKR) und liegt mit Sicherheit schwerer im Magen....Von Þingeyri aus geht es über die "60" Zurück nach Hrafnseyri und weiter zum kleinen Kraftwerk Mjólkárhlið. Dort beginnt eine Piste, die über das Plateau bis zur Þingmannaheiði führt, welche dann im Skálmar Fjord auskommt und uns einiges an Küstengeschlängel ersparen soll. Die Strecke am Kraftwerk steigt steil bergan und wird anfangs nur durch ein schweres Tor blockiert. Tor auf Hanos und Ducato durch und wieder geschlossen. Auf geht's! Mehrere Stautrassen werden passiert ehe wir oben ankommen. Man hat eine tolle Sicht über den Borgafjörður, doch leider endet unsere Fahrt hier oben an einem unterspülten Schneefeld. Also alles kehrt Marsch, den Berg wieder hinunter und zurück zum Dynjandi. Aber das Wetter ist so, schön -  man traut sich kaum noch ein Wort darüber zu verlieren, weil es sonst an der nächsten Ecke schon wieder vorbei sein könnte!! 

Mittwoch, 21 Juli

Was für ein Wetter!! Sonne und Temperaturen bei 24C° sind der absolute Wahnsinn. Die "Abkürzung" über das Plateau lässt uns keine Ruhe. Kurz hinter der Tankstelle im Vatnsfjörður führt uns ein schmaler Weg auf die Querverbindung zur Þingmannaheiði, so das wir Versuch Nr. 2 starten um der schon bekannten Küstenstrecke zu entkommen. Abgesehen davon, das hier und da schon einmal etwas Straße fehlt und kleinere Hindernisse wie Drainagerohre die sich aus dem Boden hoch drücken, "Treppenstufen" (der Größe nach wahrscheinlich von Riesen oder Trollen angelegt) und Neigungen von 20-25° lässt sich die Piste gut fahren. Auch Schlammlöcher sind hier oben anwesend. Baumi hat sich für sein Schlammbad ein schönes großes Loch ausgesucht. So konnten wir unser Können am Bergegurt schon einmal bei schönem Wetter testen. Man weiß ja nie wo für es gut ist !! Für unsere 25km Abkürzung brauchten wir 4 ½ Stunden. Außen herum wären wir trotz der ca.84Km mit Sicherheit schneller voran gekommen,.......aber ohne den Fahrspaß. In Djupidalur erwartet uns dann auch unser obligatorisches Sundlaug. Schön warm und zu Anfang ganz für uns alleine. Nach dem Schwimmen haben wir uns noch ein Stündchen auf der Sonnenterrasse entspannt, bevor wir zum nächsten Übernachtungsplatz aufbrachen. Hier wird dann auch wieder reichlich geschraubt und kontrolliert, bevor es am nächsten Tag weitergehen kann.

Donnerstag, 22 Juli

Über die "60" geht es weiter bis wir die Abzweigung zur "59" erreichen. Im Hrútatunga gelangen wir wieder auf die Ringstraße. Welch ein Verkehr !! An der großen Tankstelle in Staðarskáli werden während einer "Pinkel - Pause" unsere Autos von den Blicken Einheimischer fast verschlungen. In Laugarbakki werden noch einmal alle Tanks gefüllt, bevor wir uns auf den Weg zur nächsten "Abkürzung" machen: Der berüchtigten Arnavatnsheiði !! Die Einfahrt über die 704 kurz vor Laugarbakki ist schnell gefunden und so rumpeln unsere Fahrzeuge auf zum Nächsten Abenteuer. Einige Reiseführer behaupten das es eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt diese Piste zu befahren. Gibt es denn überhaupt vernünftige Gründe, Pisten zu fahren? Es ist eine schöne Strecke, die uns den ersten Teil bewältigen lässt. Wiesen mit kleinen Bachläufen und weidende Schafe rechts und links der Strecke. Das Wetter ist gut und Günter jammert schon, weil er glaubt man wolle ihn um seine ersehnte Schlammschlacht bringen. Hinter der Brücke fängt dann auch die Rumpelei so richtig an. Doch die sumpfige - und steinige Hochebene mit ihren nicht markierten, holprigen Wegen hat etwas mystisches. Es ist ein reines Naturparadies mit einer riesigen, fischreichen Seenplatte. Auf den Seen schwimmen Schwäne und Eistaucher und mit etwas Glück sieht man sogar Schneehühner. Als wir endlich die Schutzhütte am See Anavatnstóra erreichen sind wir alle ziemlich weich geklopft wie ein gutes Steak, von allen Seiten ! So schön der Tag auch angefangen hat, so böse endet er. Es braut sich ein Unwetter zusammen. Es fängt an zu stürmen und zu regnen. Um 22.30h kommen noch 2 Bauarbeiter, die in der Hütte übernachten und ein BMW- Krad fuhr vorbei, weiter in Richtung Norden. Der Sturm hat nachgelassen aber es nieselt und die Temperatur ist auf 6C° abgefallen.