Reisetagebuch 1999

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Montag, 02 August

Wir warten schon seit einiger Zeit auf das eintreffen unseres vierten Hanomags. Als wir uns gerade überlegen ob ihnen einer entgegen fahren sollte, erhalten wir vom "Warden" die Nachricht, das sie Probleme mit dem Getriebe hätten und auf dem Weg hierher seien. Um 13.30h trudeln sie dann auch ein und gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach Akureyri. Der Anstieg über den Pass ist steil und unser Hano kocht. Ständig halten wir an und kippen Wasser nach. Leider sehen wir von der Umgebung nicht viel. Es hat sich nämlich eine dicke Nebelwand in die Bergkette gehängt und versperrt uns jede Sicht. Hier und da erhaschen wir einen Blick auf grüne bewachsene Flächen und viele Wasserrinnen kreuzen unseren Weg. Bei klarer Sicht muss es hier recht schön sein. Mit letzter Kraft erreichen wir Akureyri und stellen uns etwas außerhalb auf einen Parkplatz direkt am Fjord. Akureyri-East-Beach!! In Köln ordern wir bei Freunden eine Dichtung die morgen vom ADAC abgeholt wird.

Dienstag, 03 August

Nun ist es amtlich!! Die Dichtung ist am ende. Kein zucken geht mehr durch den Motor. Nur knapp 30.000 km hat unsere Zylinderkopfdichtung gehalten. So testen wir nun zum ersten mal den Service des ADAC. Um 12.00h wird die Dichtung in Köln abgeholt und erreicht laut Spediteur heute noch Frankfurt. Also vertreten wir uns die Füße in der City, schreiben Karten und bestellen in diversen Werkstätten Ersatzteile für die anderen Hanomags. Uwe kommt so zu seinem neuen Vorderrad und Pit erhält ein Lager für die Hinterradachse und lässt den nächsten Platten flicken, Günter muss die Kardanwelle neu befestigen und so haben alle was zu tun. Abends fahren wir nach Grenivík ins Schwimmbad und lassen uns im Whirlpool so richtig durch sprudeln .

Mittwoch, 04 August

Akureyri-East-Beach wird uns wohl noch eine Zeitlang erhalten bleiben. Wir richten uns auf eine längere Wartezeit ein. Am Samstag findet hier ein Torfæra Offroad Rennen statt. Derweil bauen wir den Kopf runter, machen alles sauber und hoffen das morgen das Teil hier eintrifft. Auf ganz Island ist keine Dichtung dieser Art zu bekommen. Es gibt zwar einen Trecker der Marke Massey Ferguson der unsere Dichtung verwendet, aber wir kennen die Typenbezeichnung nicht. Dafür kennen wir nun aber jede Werkstatt in Akureyri die etwas mit Dichtungen zu tun hat. 

Donnerstag, 05 August

Es ist wieder nichts angekommen. Wir sind am verzweifeln! Die anderen sehen das recht locker und versuchen uns aufzumuntern. Wir haben ein schlechtes Gewissen weil alle wegen dieser Panne hier mit festhängen. Einzig positiv ist: Es ist warm, es ist schön und ganz Akureyri kennt uns inzwischen. Wir rufen beim Spediteur in München an und erfahren, das sie laut ADAC bis zum 10 oder 11 August zeit haben zu liefern! Was soll man davon halten ? Das wäre noch eine Woche! Wir sind zwar nicht auf der Flucht sondern haben Urlaub. Aber Unverschämt ist es dennoch. Täglich gehen bestimmt 3 Flüge von Frankfurt nach Island und hier im Inland gehen ebenfalls mehrere Flüge und Busse nach Norden.

Freitag, 06 August

Nachdem unser "sparepart" 3 Tage in Kopenhagen auf einem Sammeltransporter zwischen gelagert wurde!! - ist es heute früh im isländischen Zoll eingetrudelt. Wir telefonieren uns die Finger wund, bis wir an Katrin geraten die uns helfen will eine schnelle Abwicklung zu erreichen, so das wir das Teil morgen früh bekommen könnten. Also weiter warten und hoffen das es klappt. Wir fahren mal wieder mit den anderen durch die nähere Umgebung und zum schwimmen nach Grenivík. (Übrigens wird uns später Zuhause vom ADAC gesagt, das wir diesen Weg der Verschickung, selber gewählt haben! Wer es glaubt...!)

               

Samstag, 07 August

Heute ist das Rennen! Aber bei uns kommt keine rechte Freude auf. Es ist kein Paket gekommen und so müssen wir das Wochenende abwarten. Das Rennen selbst ist genial. Die Piste liegt in einer Sandgrube oberhalb der Stadt und die zu befahrenden Hänge haben es wirklich in sich. Neben ICE COOL, Nesquik, Pizza 67 und Ding Dong ist unser Favorit ganz klar Nordekk. Immer für eine Überraschung gut. Das ganze wird von etlichen Kameras gefilmt und bei jedem Überschlag wird von den Zuschauern gebührend applaudiert. Es werden etliche Autos zu Schrott gefahren. Über 800PS sollen einige Wagen haben und mit der richtigen Dosis an "Nitro" gibt es noch einen extra Kick. Es ist ein Wahnsinns Spektakel und die Isländer wissen ihren Volkssport gebührend zu feiern - es gibt nur wenige die nüchtern bleiben. Nach der Veranstaltung besuchen wir das Fahrerlager und bekommen stolz die Schrottproduktion des Tages präsentiert. Schnell ist alles zusammen gepackt und abgebaut. Der Ortsansässige Fahrer fährt dann auch im Rennwagen zurück nach Hause. Hier in Island kein Problem.

Sonntag, 08 August

Günter, Brit, Pit und Karin verabschieden sich und fahren zur Askja um sich die Schäden des Gletscherlaufes näher anzuschauen. Wir verabreden uns für Montag am warmen Wasserfall. Lutz und Uwe bleiben und werden uns helfen den Kopf zusammen zu bauen. Denn irgendwann muss die Dichtung ja nun auftauchen!

Montag, 09 August

Ich weiß nicht mehr wo wir überall nach gefragt haben. Mittlerweile kennen wir auch jede Spedition hier im Norden und unsere Nerven liegen blank. Aber eines ist sicher, wenn die nette Frau von Eimskip uns nicht geholfen hätte, würden wir noch lange gesucht haben......Unsere Dichtung liegt seit Freitag bei der Securitas in der Tryggvabraut und ARNI hatte wohl nur keine Lust mehr das Päckchen in der Touristinfo abzuliefern. Dafür durften wir dann noch einmal 1000IKR berappen. Um 10.00h konnten wir endlich mit dem Einbau angefangen und waren um 13.30h fertig!! Uns fällt ein Stein vom Herzen. Der Hano läuft wieder und um 14.30h machen wir uns auf zum Wasserfall. Es ist schön, wenn so ein altes Hano - Herz wieder schlägt. Über die Ringstraße verlassen wir unsere Wahlheimat Akureyri-East-Beach in Richtung Myvatn. Den Mývatn besiedeln zur Zeit nicht nur Tausende Touristen, sondern mindestens eben so viele Mücken. Wir schauen das wir schnell weiter fahren als uns ein wahres Geschwader an Mücken entgegen fliegt. Im diffusen Licht der tief stehenden Sonne sieht das Solfatarengebiet von Námaskarð wie ein Landeplatz für Ufo's aus. An der Brücke über der Jökulsá können wir nur erahnen, was sich hier vor einigen Tagen noch für Wassermassen bewegt haben müssen, denn der Fluss ist immer noch sehr hoch. Wir entscheiden uns für die Linke Passstrecke zum warmen Wasserfall. Als wir ankommen, regnet es schon wieder. Egal, Hauptsache wir sind wieder komplett.

Dienstag, 10 August

Nach Bremslicht Reparatur und Baden kommen wir erst recht spät von der warmen Wasserrinne weg. Wir fahren den selben Weg zurück den wir gekommen sind. Erster Gang und Allrad bringen uns im Schneckentempo nach oben. Die kleine Tankstelle in Brú ist verschwunden und so rumpeln wir ohne Zwischenstop weiter. Die folgende Furt durchfahren wir auch ohne Probleme und nehmen den steilen Hrafnkelsdalur in angriff. Hinauf geht es wieder nur im Kriechgang! Am kleinen Wasserfall Slædufoss begutachten wir ein kleines Rund im Boden, - genannt Pool - und fahren weiter. Das Wasser ist nicht sehr warm und somit haben wir auch nicht das Gefühl etwas zu verpassen, wenn wir dort nicht baden. Weiter über die F910 bis zum Lagarfljót (auch Lögurinn). Der See miss an seiner tiefsten Stelle 112m und einen Volkssage glaubend lebt hier der Lindwurm "Lagaafljótsormurinn", der einen Goldschatz bewacht. Vom Pass aus gesehen wirkt der lange schmale See wie ein silbernes Band. Es ist eine holprige Piste die uns ins Tal führt. Rechts um den See herum fahren wir durch einen kleinen Wald, der Teil einer Wiederaufforstung ist und treffen wieder auf die Ringstraße. Da wir uns keine größeren "Abkürzungen" mehr leisten können, fahren wir an der Einfahrt zur Öxi vorbei. Wir folgen der Serpentinen reichen Strecke hinunter ins Breiðdalur und erreichen bald die Küste. Der Leuchtturm Streitishvarf scheint uns ein idealer Platz für die Nacht und so bauen wir hier unsere Wagenburg auf. Die Felsenwand oberhalb der Straße soll laut Volkssage von einem Riesen bewohnt sein. Na, hoffentlich hat der Gute nichts dagegen, wenn wir uns an seinen Leuchtturm stellen... Pit gibt noch einmal für alle die es immer noch nicht können Unterricht im Schlauchwechseln. Beim Spaziergang über das Plateau wird man das Gefühl nicht los sich auf einem Schießplatz zu befinden. Überall liegen Patronenhülsen herum und einige abgeschossene Seevögel finden sich auch. Als die Nacht einbricht leuchtet der Sternenhimmel mit dem Leuchtturm um die Wette und wir verziehen uns in den Pub.

Mittwoch, 11 August

Die Zeit wird langsam knapp und wir haben noch eine gute Strecke vor uns. Immer an der Küste entlang und einen Fjord nach dem anderen umrundend erreichen wir unserer Traumvilla in Syðrifjörður. Von Ende September bis Mitte März taucht die Sonne nicht über den Berg. Das wird wohl ein Grund sein, warum das Anwesen nicht mehr bewirtschaftet wird. Die Überreste des Hauses lassen auf bessere Zeiten zurückblicken. Doch nun liegt das Haus einsam und verlassen im Tal. Nur die Schafe und vielleicht auch einige Vögel suchen hier noch Unterschlupf. Am Eissee Jökulsarlón haben wir das schönste Sonnenwetter. Die auf dem See treibenden Eisberge werden von Tausenden von Seevögeln bevölkert. Es sind erstaunlich viele Eisberge unterwegs zum Meer, was auf eine gute warm Wetterperiode schließen lässt. Die Amphibienfahrzeuge (Boote mit Rädern) haben heute Hochbetrieb. Jeder will bei dem schönen Wetter das Tausendjahre alte Eis aus der Nähe betrachten. Wir begnügen uns mit der "Entführung" eines Eiswürfels und machen uns auf den Weg zum Skaftafell. Unterwegs fing es furchtbar an zu regnen und wir sehen unseren letzten Grillabend schon baden gehen. Doch wie schon so häufig findet sich die Sonne auch hier bald wieder ein. Hier wird dem "Entführten" die ehrenhafte Aufgabe zu teil im Paddy und anderen diversen Edelsubstanzen zu baden. Es wird, wie schon so oft ein feucht fröhlicher Abend, jedoch schon mit schalem Beigeschmack auf den bald folgenden Abschied.

Donnerstag, 12 August

Im Tiefflug geht es über die Ringstraße unserem letzten Ziel entgegen. Am Skógarfoss ein letztes Gruppenfoto mit Hanos. Zurück in der Zivilisation von Reykjavík machen wir einen kurzer Abstecher im Hard Rock Café und tätigen die letzten Einkäufe. In Grindavík auf dem kleinen Campingplatz laufen wir das letzte mal zu Hochtouren auf und versuchen alle flüssigen Vorräte die wir bis hier her unter Verschluss gehalten haben zu vernichten.

Freitag, 13 August

Günter ist schon sehr früh zum Flughafen gefahren um Brit zum Flieger zu bringen. Wir anderen treffen ihn später zwecks Gepäckabgabe dort wieder. Es ist ein typischer Freitag der 13., wie es ihn wohl nur in Island geben kann. Zuerst will man uns weiß machen, das unser Rückflug nicht existiert. Dann erhalten Pit und Karin eine "Knolle" wegen Falschparken und uns will man nicht mehr weiter fahren lassen, weil unsere Steuerplakette angeblich abgelaufen ist. Und zu guter letzt fährt dem Günter ein Mercedes hinten drauf - oder war es etwa andersherum !? Schweren Herzens geben wir unsere Hanos wieder im Zoll ab und machen uns auf zum "Dubliner". So recht kann sich noch keiner an den Gedanken gewöhnen Island zu verlassen. Das einzige, was uns bleibt als wir im Flieger sitzen und auf die dahinschwindende Insel unter uns zurück blicken, ist die Gewissheit das wir alle wieder kommen werden. Denn für uns alle gilt inzwischen:

Einmal Island ! Immer Island !

Es bleibt eine Spur von Sehnsucht zurück die unerklärlich und schmerzhaft ist. Man muss sich erst an die Vorstellung gewöhnen, wenn man sich eingesteht seine Liebe und Leidenschaft zu einem Land, - hart an der Grenze des unwirklichen entdeckt zu haben. Auf unseren inzwischen mehr als 16.000km (davon 3800km in diesem Urlaub) in Island haben wir dieses Land zu lieben, zu hassen, zu achten und zu respektieren gelernt.                                                                                                                                          Wir hoffen es hat Euch ein wenig Spaß gemacht mit uns zu reisen und würden uns freuen von Euch zu hören!

Vielleicht trifft man sich ja schon bald in ISLAND !